Barbara Breyer
I know I‘m here to realise


22. – 25.6. 2023

Barbara Breyer, die Motive der Einladungskarte zeigen Fenster aus denen Qualm ausströmt

Frise Ausstellungsraum mit malereinen von Barbara Breyer

Frise Ausstellungsraum mit malereinen von Barbara Breyer

Frise Ausstellungsraum mit malereinen von Barbara Breyer

Frise Ausstellungsraum mit malereinen von Barbara Breyer

Frise Ausstellungsraum mit malereinen von Barbara Breyer

Frise Ausstellungsraum mit malereinen von Barbara Breyer

Frise Ausstellungsraum mit malereinen von Barbara Breyer

Nachdem Barbara Breyer sich Jahre lang konsequent ihrer Rolle als Ernährerin und Fotografin (als Barbara von Woellwarth) gewidmet hat, begann sie um 2011 wieder zu malen – allerdings für die Dauer eines Jahrzehnts völlig zurückgezogen und vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen. Hätte sie ihre erfolgreiche künstlerische Karriere in den 1990er Jahren nicht bewusst angehalten, wäre sie nach kurzer Zeit gezwungen gewesen, in Konkurrenz zu anderen jungen Künstler:innen ein Erkennungsmerkmal auszubilden, sich zur Marke zu entwickeln, das heißt schnell zu sein, regelmäßig Neues zu schaffen und sich dabei doch zu wiederholen. Auch wenn der Entschluss, das freie Kunstschaffen gegen professionelle Fotografie als Dienstleistung einzutauschen, von der Not diktiert war, die Rolle der Ernährerin übernehmen zu müssen, sieht Barbara Breyer diese Wendung ihrer Biografie im Rückblick als eine nachhaltige Auseinandersetzung.

Heute entwickelt sie ihre freie künstlerische Arbeit in stillem Dialog mit ihrer angewandten fotografischen Arbeit. Dabei gelingt es ihr, sowohl der Atemlosigkeit des Kunstmarkts als auch der Beschleunigung der fotografischen Bildproduktion etwas entgegenzusetzen, das vom Zeitrhythmus des Denkens geprägt ist. Beim Malen ihrer großformatigen Gemälde geht sie vom fotografischen Sehen aus, so dass der fotografisch-apparative Blick mit seinem Realismus, seinen spezifischen Lichtreflexen und seinen Schärfeebenen deutlich wahrnehmbar ist. Den Vorgang des Malens entfaltet Barbara Breyer allerdings – ganz gegen den Strich der fotografischen Werkzeuge und Prozesse gebürstet – als einen Vorgang des Analysierens, des Reflektierens, des Erforschens, des Denkens. Sie transformiert die Gegenstände zu Symbolen, das fotografische Bild der Außenwelt zu einem inneren Bild, das fotografische schnelle Augenfutter zu zeitnehmenden und zeitgebenden Denkbildern, die sich zu einem Lexikon innerer Bilder fügen.

Barbara Breyer kann man geradezu beim Denken zuschauen. („Die Fähigkeit zum kontinuierlichen Gespräch mit sich selbst” betrachtet Hannah Arendt als erste Bedingung des Denkens.) Im forschenden Dialog mit sich selbst registriert und analysiert Barbara Breyer seit nunmehr zehn Jahren das wachsende und vielgestaltige Beben des privaten wie des öffentlichen Raums mit seinen Erschütterungen, insbesondere der vergangenen zwei Jahre. Ihre malerisch-symbolistischen Analysen von Erfahrungen mit Schmerz und Trauer, Krankheit und Trauma, Ich-Bildung und Selbstentwurf, Macht und Gewalt, Autorität und Unterwerfung schaffen einen Raum für denkende Kontemplation, das heißt für Selbstgespräche der Betrachtenden.

Text: Dr. Barbara Kuon

Mit freundlicher Unterstützung der Behörde für Kultur und Medien Hamburg