Daniel Kötter

28.1. – 5.2. 2022

Establishing Shots /
Chinafrika.mobile


Seit 2013 recherchiert der Filmemacher und Regisseur Daniel Kötter (zusammen mit dem Kurator und Urbanisten Jochen Becker) zu den kulturellen Effekten der ökonomischen und politischen Beziehungen zwischen China und dem afrikanischen Kontinent.

Die aus diesen Recherchen entstandene Installation Establishing Shots von Daniel Kötter wird vom 28.Januar bis 6.Februar 2022 im Künstler*innenhaus FRISE zu sehen sein. Präsentiert auf 58 chinesischen Handys, gegliedert in 5 Kapitel, portraitiert sie die komplexen sino – afrikanischen Beziehungen.  Die Videos wurden auf mehreren Recherchereisen in der VR China, Hong Kong, Tansania, Sambia, DR Kongo, Südafrika, Nigeria, Mosambik, Algerien und Äthiopien gedreht. Auch der Film Chinafrika.mobile (2018, 38’), gedreht unter Mitwirkung lokal Beteiligter, versucht die Wege nachzuzeichnen, die Menschen, Rohstoffe und Waren zwischen den globalen Akteuren China und Afrika gehen. Welche Interessen leiten die globalen Bewegungen? Wie werden sie in größeren ökonomischen Zusammenhängen sichtbar? Und wie wirken sich diese komplexen Strukturen und Systeme auf das Leben von Millionen von Menschen aus?

Filmscreening: Yu Gong (2019, HD, 84′)

In China erzählt man sich die Parabel vom närrischen Alten Yu Gong, dessen Weg von seinem Haus nach Süden durch zwei riesige Berge versperrt wurde. Er begann – wider alle Spötter/innen – die Berge abzutragen, auf dass seine Kinder und Enkelkinder eines Tages sein Werk vollenden würden. Beeindruckt von dieser Zielstrebigkeit schickte der Himmelskaiser göttlichen Beistand und ließ die Berge forttragen. „Yu Gong versetzt Berge“ wurde zum geflügelten Wort und fand sogar Eingang in die Mao-Bibel. Unterschiedliche Variationen der Yu-Gong-Geschichte bilden die Leitschnur für diesen Reisefilm zu den Schauplätzen eines ähnlich gigantischen Vorhabens der Gegenwart. Auch der chinesische Staat und die chinesische Wirtschaft wollen den Weg nach Süden frei räumen, genauer in den globalen Süden, auf den afrikanischen Kontinent. Und diese Aufgabe ist nicht weniger ambitioniert als die des närrischen Alten. So sehen wir in Echtzeit, wie die ökonomische, politische und kulturelle Zukunft der Globalisierung ganz real Gestalt annimmt. Die prägenden Kräfte hinter diesen Prozessen sind heute nicht mehr Europa oder die USA. China und die afrikanischen Staaten geben längst den Takt vor. Daniel Kötter reiste für seinen Film zwischen 2014 und 2017 nach Äthiopien, Algerien, den Kongo, Mosambik, Nigeria, Sambia, Südafrika und Tansania, sowie nach China und Hongkong. Er dokumentiert wie beiläufig die vielschichtigen Verflechtungen zwischen China und Afrika und findet mannigfaltige Spuren einer immer umfassenderen Annäherung, dem Entstehen eines „Chinafrikas“. Nicht nur riesige Bauprojekte und die Ausdehnung chinesischer Infrastruktur- und Logistiknetze zeugen von einer neuen Weltordnung, auch im alltäglichen Miteinander durchdringen sich afrikanische und chinesische Traditionen. 

Gefördert durch die Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg / Hamburgische Kulturstiftung #kunstkenntkeinenshutdown