Lady Orpheus

17. – 31. Dez 2022

lady orpheus

Lady Orpheus – Bilder aus dem Narrativschatten

Sven Neygenfind
Chrisdian Wittenburg
André Wnendt

Zwei mal “Malerei“, einmal „Diverses“ – die Klammer ist die persönliche Verbindung und der Wunsch, unsichtbares sichtbar zu machen, Verborgenes zu zeigen. 

Eröffnung: 16.12.22, 19 Uhr

NIKE: Bilder aus dem Narrativschatten – Bilder, die hinter die Reaktion auf Geschichte, Psychologie, Religion und Gegenwart führen, wo innerer und äußerer Krieg, innere und äußere Natur scheinbar ununterscheidbar eine Portalallianz für persönlichere Beziehungen bilden. Diese Bilder können ein Lösungsangebot der Transzendenz in der Immanenz sein, vorausgesetzt, die eingedunkelte Wahrnehmungsarbeit gelingt.

Chrisdian Wittenburg: Der Narrativschatten ist (für mich) der Bereich, der bei der Selbsterzählung dunkel bleibt, verborgen, düster oder unbewusst – vorhanden aber nicht sichtbar – nicht sichtbar, aber trotzdem spürbar, wahrnehmbar. Mal zwischen den Zeilen, mal mitten im Zentrum dessen, was „der Künstler“ schafft. Unterschiedlichste Themen und Bilder können „im Schatten stehen“, meist sind sie eher unangenehm. 

Sven Neygenfind: Lisa: Narrativschatten??? Schatten ok, aber so ne abgedroschene Modefloskel –

Marc: Momentchen, hier…bestimmendes Element hinter einem Narrativ, steht bei Wiki, sei weniger der Wahrheitsgehalt – nee sach an -, sondern ein gemeinsam geteiltes Bild mit starker Strahlkraft.

Lisa: Siehste, Bild mal wieder, und ein Schatten, also im klassischen Sinne jetzt, is jawohl immer hinter allem, zumindest wenn’s zu sehen is. Egal. Ich bleib da eh lieber beim guten alten Narrativ, alsErzählung, und fertig. Das is schon alles und nix genug. Schließlich projizieren wir in alles und jeden konstruierte Geschichten. Und wer das zu verhindern versucht, ist eben auf der Suche nach dem Narrativschatten.

Marc: Weiß nich, ein Narrativ im neumodischen Sinne schwebt ja auch über allem und allen, gewissermaßen…womit der Schatten da dann allerdings eher darunter wäre. Am Grund halt, also sozusagen zugrundeliegend. Davor, dahinter, daneben ist beliebig, weil Perspektivenabhängig.

Lisa: So wie die Geschichten. Wie alles halt. Und was wäre, wenn das Bild selbst, das natürlich seinerseits eine Geschichte hat, für den Schattenwurf sorgt, wo’s doch so ne Strahlkraft hat.

Marc: Da kommen wir jetzt aber ab, zumal Narrative, oder Erzählungen wohl kaum eine feste Form haben können, um überhaupt –

Lisa: Quasi als Gegenstück zu irgendwelchen Metaerzählungen und sonstigen Überbauten gefiel mir dein Zugrundeliegendes aber trotzdem irgendwie, als Schatten vom Narrativ. Nie wirklich selbst anwesend, also unabhängig und genauso wenig greifbar. Aber immer untrennbar verknüpft.

Marc: Vielleicht nich bei diesem etwas andersartigen Schatten, der eventuell auch unabhängig existieren könnte, wo doch schon kein festes Objekt existiert, das ihn wirft.

Lisa: Wenn’s jetzt nur noch um den Schatten geht, dann wird das Bild aber irgendwie zweitrangig, oder?

Marc: Und du meinst nich die Erzählung? Das Bild dahinter ermöglicht meines Erachtens jedenfalls überhaupt erst die Annäherung, wenn du so willst.

Lisa: Ich will gar nix, aber die Narrative oder Erzählungen wollen unsere Wahrnehmung bestimmen, soviel steht mal fest, was ich definitiv nich will. Aber welche Annäherung meinst du?

Marc: Die an das Dahinter, oder Darunter, an das halt, was den Erzählungen zugrunde liegt und immer in Vergessenheit gerät, oder verdrängt wird. An die Bilder in den tieferen Schichten, um das mal so vage zu belassen. Wir bleiben stets an der Oberfläche, da wir immer alles in Geschichten verpacken, die an vorausgegangene Erzählungen anknüpfen, weil wir einfach nich anders können. Deshalb ändert sich halt nie was. Nicht wirklich jedenfalls. Mal im Schatten zu verschwinden hieße somit vielleicht eine Unterbrechung herbeizuführen.

Lisa: Wozu?

Marc: In meinem Fall? Um jenseits der Narrative einen möglichst offenen, nicht schattenhaft ein-, sondern im Gegenteil vieldimensionalen Raum zu schaffen, in dem sich wirklich etwas ereignen kann,  das dann in gewissem Sinne neu wäre, in Form einer tatsächlichen Begegnung beispielsweise, in der man das Gegenteil seiner projizierten Konstruktionen zulässt, theoretisch jedenfalls. Als Anfang eines ultrapersönlichen Narratives, um das es eigentlich immer gehen sollte.

Mit freundlicher Unterstützung der Behörde für Kultur und Medien Hamburg