Natacha Nisic
Come to trace through smoke / Tracer parmi les fumées

2. – 10.9. 2023

Come to trace through smoke / Tracer parmi les fumées eine Ausstellung von Natacha Nisic

„Aus einer durchlebten oder erlittenen Katastrophe kann man ebenso wenig unversehrt hervorgehen, wie man das Paradies unbeschadet verlassen kann: aus dem letzteren geht man als Gefallener hervor, aus ersterer als wundersam Überlebender. Ähnlich verhält es sich mit der Darstellung. Um einen paradiesischen Ort darzustellen, um eine Katastrophe zu schildern, muss man sich von der Seite her nähern, die Frontalität des Unbeschreiblichen verlagern, einen Schritt zur Seite machen, sich für eine schräge Annäherung öffnen. (Florent Perrier über die Arbeit von N.Nisic )

Für die Ausstellung in der FRISE führt Natacha Nisic drei Werkkomplexe zu einer Art Kartografie menschlicher Affekte in Extremsituationen zusammen. Das 2021 entstandene Video Saint-Désir l’Exil – gewissermassen ein Haiku in Bewegung – setzt Bilder, die im Herzen eines Atomkraftwerks im südfranzösischen Rhônetal aufgenommen wurden, in Beziehung zu einem sanften Frauengesicht, der Mutter der Künstlerin, die im darauffolgenden Monat starb. Die seit 2013 entstandene Zeichnungsserie Fukushima entlehnt ihre Motive anonymen Körpern von Pflege-, Rettungs- und Einsatzkräften, wie sie in Krisensituationen agieren. Die zahlreichen medial verbreiteten Bilder der Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 und später der Corona-Pandemie, dienen als ikonografische Grundlage für die Zeichnungen, in denen sich feine, metallisch irisierende Buntstiftstriche gewebeartig zu Posen, Gesten und Körperhaltungen formieren. Les fumées ist eine Serie von Zeichnungen und Notizen, die während des Anklageprozesses wegen Völkermordes gegen zwei ruandische Bürgermeister 2018 in Paris entstanden. Natacha Nisic verfolgte den Prozess fast drei Monate lang. Ohne fotografieren oder aufnehmen zu können, hat sie als einfache Zuschauerin die Gesten und Haltungen der sich entfaltenden Szene festgehalten: Angeklagte, Zeugen, Geschworene, Anwälte treten als Akteure oder Berichterstatter der Ereignisse auf, die sich 1994 in Kabarondo in Ruanda zugetragen haben. Auszüge aus der Gerichtsverhandlung, Notizen begleiten die Zeichnungen, die den gesamten Prozess als fragmentiertes Archiv, als Erinnerung an extreme Gewalt widergeben.

Natacha Nisic stellte in Frankreich, Japan, Italien, Deutschland, Spanien, dem Vereinigten Königreich, Korea und Argentinien aus. Einzelausstellungen u.a im Centre Georges Pompidou, Galeries Nationales du Jeu de Paume, Atelier Hermès, Korea, MACRO, Rom, Italien. Gruppenausstellungen u.a. K21, Düsseldorf, Deutschland, Tokyo Photographic Art Museum, Tokio, JP, Munfret, Buenos Aires, AR, Latvian Center for Contemporary Art, Riga, LT. Stipendien u.a. in der Villa Medici in Rom, in der Villa Kujoyama, Kyoto sowie das Arbeitsstipendium der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur, in Berlin. www.natachanisic.net

Mit freundlicher Unterstützung durch die Behörde für Kultur und Medien Hamburg und das Bezirksamt Altona